Pfarrei St. Oswald Geschichte

Pfarrkirche Sankt Oswald
ehemalige Propsteikirche der Benediktiner

Patrozinium Sankt Oswald, Fest am 05. August

Zum ersten Male wird diese Kirche im Jahre 1389 erwähnt. Am 8. Juni dieses Jahres war der Weihbischof Johannes in Vertretung des Bischofs Rupert von Passau zu dieser Kirche gekommen, um dort einen neu errichteten steinernen Altar zu weihen. Aus der Weiheurkunde, deren Wortlaut uns in einer Abschrift aus dem Jahre 1723 erhalten ist, erfahren wir auch die Namen der hier besonders verehrten Heiligen: allen voran steht der namengebende Patron des späteren Klosters, des Dorfes, der  Pfarrei und der Gemeinde, der englische König OSWALD, daneben die Heiligen ANDREASWENZESLAUS, EUSTACHIUS und die heilige KATHARINA. Sieben Jahre später entschloss sich der Herr über dieses Gebiet, Johann I. von Leuchtenberg (1334 – 1407), der seit 1375 auch im Besitz der Grafschaft Hals und damit auch des Gebietes zwischen Sagwasser und Großer Ohe war, diese Kapelle einer höheren Bestimmung zu übergeben. Am 05. August 1396, gründete er bei dieser Kirche das Kloster St. Oswald und gab ihm als wirtschaftliche Basis die Grundherrschaft über die Dörfer Reichenberg, Hohenprunn, Dreslmslag, Haslach, Schonnanger und Grinnpach. Zugleich wurde die Pfarrei Grafenau, die bis dahin einen Weltpriester als Pfarrer hatte, dem Kloster inkorporiert. Dies bedeutete, dass der Propst des Klosters nun auch der für die Seelsorge zuständige Pfarrherr der Pfarrei Grafenau wurde und dass damit die Pfarreinkünfte dem Kloster zuflossen. Freilich waren in diesem dünn besiedelten, klimatisch rauen und wirtschaftlich noch wenig erschlossenen Gebiet diese Einkünfte nur gering. Die Armut ist für lange Zeit die engste Begleiterin des Klosters geblieben. Die Geschichte des Klosters währte von 1396 bis zu seiner Auflösung im Zuge der Säkularisation im Jahre 1803. Mönche aus drei Orden haben in diesen gut vier Jahrhunderten die Geschicke des Klosters und des ihm anver- trauten Gebietes mitbestimmt und mitgelitten. 1. Die Pauliner (1396 – 1432) 2. Die Augustiner-Chorherren (1437 – 1563) 3. Die Benediktiner (1567 – 1803)

Die heutige Pfarrkirche

Nach dem verheerenden Brand von 1876, bei dem lediglich Bründlkapelle, Sakristei und das Untergeschoß des Turmes verschont blieben, wurde die Kirche von 1880 – 1882 in Anlehnung an den Barockstil der früheren Kloster kirche nach den Plänen des Münchener Architekten Anton Schott neu aufgebaut. Man betritt die Kirche von der nördlichen Längsseite her und ist zunächst überrascht von der Helligkeit und Übersichtlichkeit des Innenraumes. Der einschiffige Saalbau wird durch zehn hohe Rundbogenfenster erhellt, darüber spannt sich ein mächtiges Tonnengewölbe. Der Grundriß ist klar und einfach: das breite Langhaus mit eingezogener Empore, auf der sich die Orgel befindet, verengt sich nach Osten hin durch beiderseitige Mauereinsprünge und hohen Chorbogen zum Presbyterium. An der Nordseite des Presbyteriums erhebt sich der Turm, hinter Presbyterium und Hochaltar befinden sich – von innen nicht sichtbar – in einem östlichen Anbau die Sakristei und darunter die Bründlkapelle. Die Einrichtung des Innenraumes, die vor allem in der Liturgiereform nach dem 2.vatikan. Konzil einige Veränderungen erfahren hat, ist sparsam im Schmuck, schnörkellos und betont einfach gehalten. Der Blick konzentriert sich daher sofort auf den mächtig aufragenden Hochaltar, der die Ostseite des Presbyteriums bis zur Decke hinauf ausfüllt. Über dem Altartisch mit prächtigem Tabernakel erhebt sich in symmetrischem Aufbau der Hochaltar. Vier leicht konisch zulaufende, tief kannelierte Säulenschäfte unterteilen den Mittelabschnitt. In dessen Mitte und damit im Zentrum des gesamten Altares steht in einer halbrund ausgeschnittenen Nische die fast lebensgroße Vollplastik des Kirchen- und Pfarrpatrons, des hl. Oswald, in königlichem Gewand und übergeworfenem Mantel mit Krone und Schwert. Auf der linken Hans trägt er das häufigste Attribut aller Oswaldidarstellungen, den Raben mit einem Ring im Schnabel. Zu seinen Füßen liegen zwei mächtige Löwen, königliche Wappentiere, die den Heiligen als „rex Angliae“, als König Englands, kennzeichnen. In den beiden Nischen zu seinen Seiten stehen auf vorspringeneden Konsolen zwei andere Patrone der Kirche. Auf der rechten Seite der hl. Wenzeslaus, Herzog, Nationalheiliger und Landespatron Böhmens, der im Jahre 929 von der heidnischen Opposition seines Landes ermordet worden war. Er ist dargestellt als Ritter im Harnisch, mit Herzogshut und prachtvollem Mantel, in der Rechten das Schwert, die linke Hand liegt auf seinem Schild, das mit einem schwarzen Adler geschmückt ist. Auf der linken Seite steht der Apostel Andreas, vor sich sein typisches Kennzeichen, das Andreaskreuz, haltend, in der linken Hand die aufgeschlagene Bibel. Der Auszug des Altares mit aufgesetztem Kreuz zeigt in einem Oval Maria mit dem Kind. Die beiden Figuren, die seitlich den Altar krönen, stellen den hl. Benedikt und seine Zwillingsschwester Scholastika dar. Er, der Vater des abendländischen Mönchtums, im vergoldeten Habit seines Ordens mit Abtstab und Schlangenkelch, sie, die als eigentliche Mutter der Frauenklöster gilt, ebenfalls im Ordenskleid der Äbtissin, in der linken Hand das Buch der Ordensregel. Beide Figuren sind Referenz und Dankbarkeit an die fratres Sancti Benedicti und ihr jahrhundertelanges Wirken im Kloster St. Oswald. Vor dem Hochaltar, im vorderen Teil Presbyteriums, befinden sich Volksaltar, Ambo und Sedile. Ebenso wie das Taufbecken stammen diese Teile aus der Zeit der Renovierung der Kirche im Jahre 1975. Sie sind in Halleiner Marmor ausgeführt; die Vorderfront des Altares ist in stilisierter Form dem Wappen des Abtes Joscio Hamberger am Untergeschoß des Turmes nachempfunden. Die Gestaltung und Ausführung dieser Teile oblag dem akademischen Bildhauer Paul Volk aus München. Die Gussteile der Innenausstattung (Apostelleuchter, Leuchter am Altar, Altarkreuz und der Kerzenständer zu Füßen der Marienstatue) sind das Werk des in Aicha v. Wald beheimateten Bildhauers Leopold Hafner. An den Mauereinsprüngen des Chorbogens, der die Grenze zwischen Langhaus und Presbyterium bildet, befanden sich früher zwei Seitenaltäre. Um den Blick auf den Volksaltar, der wesentlichen Mitte des liturgischen Geschehens, zu konzentrieren, sind sie entfernt und dem einfachen Stil der Kirche entsprechend ersetzt worden. Auf der rechten Seite befindet sich ein hohes Kruzifix aus roh behauenen weißen Stämmen. Der Corpus Christi ist eine Renaissance-Arbeit, die aus Kirchberg im Wald (Ldkr. Regen) stammt. Unmittelbar davor, am Fuße des Kreuzes, steht das Taufbecken, das in Material und Ausführung eine Einheit mit Volksaltar, Ambo und Sedile bildet. Auf der linken Seite befindet sich eine Statue der Himmelskönigin, in der linken Hand das Zepter, auf dem rechten Arm das  Christuskind, das die Weltkugel trägt. Die beiden Altarblätter der früheren Seitenaltäre sind nun auf der Höhe der Empore zu beiden Seiten der Orgel an der Rückwand der Kirche angebracht. Gemalt im weichen Kolorismus der Münchener Diez-Schule, zeigen sie Maria mit dem Kinde und den hl. Joseph. Beides sind Gemälde des Münchener Malers Carl Schultheiss (1852-1944) aus der Zeit um 1900. Die Orgel, im Prospekt dem Hochaltar nachempfunden, ist das Werk des Passauer Orgelbauers Ludwig Eisenbart. An der südlichen und nördlichen Längsseite der Kirche sind die Bilder der Kreuzwegstationen angebracht, echte „Nazarener“ aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die aus einer oberpfälzischen Expositurkirche stammen.

Pfarrkircheninnenrenovierung 1995
Eröffnungsgottesdienst 23.07.1995 mit H.H. Domkapitular Hermann Herzig aus Passau

Hlg. Oswald – Bildzyklus an der Emporenbrüstung in der Pfarrkirche
St. Oswald

Künstler Horst Fochler setzt das Leben und Wirken des St. Oswalder Kirchenpatrons in fünf Bildern um.

Die Idee:
Nach der Restaurierung von 1976 wurden „Quasi-Stuckeinrahmungen“ für evtl. Fresken oder Bilder an der
Emporenbrüstung angebracht, um die nackte, betonierte Brüstung etwas aufzulockern. Der Plan von Pfarrer Hockgeiger, diese auszumalen und darauf das Leben des Hl. Oswald zu zeigen, wurde aber nicht realisiert. Erst mit der Restaurierung von 1995 wurde diese Idee, dem Kirchenbesucher mehr über das Leben des Kirchenpatrons zu erzählen, verwirklicht.

Die Ausführung:
Zur Entscheidung stand an, ob die Bilder direkt auf Putz oder auf Holztafeln gemalt werden. Man entschied sich, die Bilder auf Tafeln zu malen,um spätere,teuere Restaurationskosten oder Bildersturm sprich: Übertünchung zu vermeiden. Der einheim. Schreiner Hans Friedrich wurde mit der Anfertigung und der Kelheimer Künstler Horst Fochler mit der Bemalung der Tafeln beauftragt.

Das Grobkonzept des Künstlers:
die beiden linken Bilder –> Geschichte des Hl. Oswald
die beiden rechten Bilder –> Legenderes um den Hl. Oswald
Mittlere Bildtafel –> Versuch einer Aktualisierung

Der Maler Horst Fochler versucht mit seinem Stil dem Betrachter durch Farbe und Kontraste die Heiligengeschichte näher zu bringen.
Beginnen wir auf der linken Seite mit unserer Betrachtung:

Mit 12 Jahren muss Oswald aus Northumbrien fliehen, nachdem sein Onkel das Königreich seines Vaters Ethelfried (nach dessen Tod) an sich reißt, was eigentlich Oswald als Nachfolger zustehen würde. Er findet Unterschlupf auf der iroschottischen Insel Iona in dem von St.Columban gegründeten Kloster. Dort wird er christlich erzogen und läßt sich schließlich taufen. Nach dem Tod Edwins (633) kehrt er zurück und nimmt sein Reich als König in Besitz.
TAUFE und KÖNIGSINSIGNIEN werden auf der ersten Tafel gezeigt. Was ihn als König auszeichnet ist seine Hilfsbereitschaft und der Schutz für die Armen im Land. Bei einem Festmahl klopfen Arme, Kranke und Bedürftige an seine Tür und er verschenkt das gesamte Silberbesteck und Geschirr.

In der Auseinandersetzung zwischen Christentum und Heidentum auf der britischen Insel setzt Oswald auf die Hilfe des Kreuzes. Die Herrschaft Oswalds dauert aber nur sechs Jahre:
Im Jahre 642 wird sein Reich von Penda, dem König von Mercien, der als Heide immer noch verbissen gegen die neue christl. Lehre kämpft, angegriffen und sein Heer vernichtend geschlagen. Oswald selbst fällt mit 38 Jahren und der Feind läßt ihm Haupt und Hände abschlagen und auf Pfähle (Spott gegen das Kreuz) aufspießen. Der Künstler drückt  die Feindseeligkeit in einem giftigen, tödlichen Gelb aus. Auch die Kantigkeit der Feindzelte bestärkt diesen Eindruck. Oswald wird aufgrund dieser Todesursache auch als Märtyrer (Blutzeuge) verehrt: Er ist für seinen Glauben gestorben.

Nun überspringen wir die Mitteltafel und betrachten eine schöne Legende:
In den Blick fällt ein weißer Hirsch, den wieder todbringende, gelbe Jäger verfolgen. Oswald möchte die Tochter des noch heidnischen Königs Cynegil von Wessex, nämlich Cyneburga heiraten. Der Vater gibt seine Tochter aber nicht heraus und sperrt sie in einen Turm. Oswald geht aber dennoch auf Brautfahrt und nimmt einen weißen Hirschen als Brautgabe an den heidnischen König mit. Die feindlichen Soldaten und Jäger sind so begeistert, dass sie alle dem Hirschen nachjagen und in der Zwischenzeit kann Oswald mit seinen Freunden seine Frau aus dem Turm befreien.

Diese und die folgende Legende lassen auch sehr viel Möglichkeiten an psychologischer Interpretation zu. Als der König sieht, dass seine Tochter mit Oswald gehen will (der Rabe als Briefträger hat das Ja-Wort eingeholt) und sie sozusagen verloren ist, eilt er Oswald nach. Nach drei Tagen Kampf (kann auch den Beziehungskampf Schwiegersohn-Schwiegervater bedeuten), gewinnt Oswald und Cynegil (Schwiegervater) sollte sich taufen lassen. Dieser antwortet: „Ich lasse mich nicht taufen, du machtest denn, daß aus dem harten Stein Wasser fließe.“ Oswald stieß mit dem Fuß an den Felsen und es floß Wasser heraus und daraufhin taufte Oswald seinen Schwiegervater. Dass die „Bekehrung“ von Schwieger-, vater, -mutter, -sohn u. -tochter oft ein „Wunder“ braucht, liegt nicht außerhalb menschlicher Erfahrung. Das „Happy-End“ ist mit der Hochzeit der beiden gegeben. Der Rabe der wohl seinen mythlogischen Urprung in Wotans Götterboten Hugin und Munin hat steht als „Liebesbote“ über ihrem Glück.

Das lebendige Blau des Wassers begleitet unsere Betrachtung nun zurück zum größten Bild, der Mitteltafel: Was auffällt im Mittelbild ist seine provozierende Farblichkeit und Ausdruckskraft. Was könnte uns modernen Menschen der Hl. Oswald heute sagen? Das Markanteste am Heiligen war für den Künstler die Hilfe und der Schutz für die Armen. Nicht umsonst wurde Oswald sehr bald nach seinem Tod vom Volk als Heiliger verehrt. Ähnlich wie die Hl. Elisabeth stand er als Landesherr auch auf der Seite der Armen.
Mitten im Bild steht der Heilige und schützt mit seinem roten Mantel die Schöpfung vor den bösen Mächten dieser Welt: Krieg, Pflanzensterben (giftiges Gelb), Tiersterben, Atommüll und totes Wasser (schwarzblau) – alles,was der Mensch in seiner Arroganz und Machtwut produziert!

Gott (Dreieck in warmen, leuchtendem Rot-Gelb) hätte die Welt eigentlich gut erschaffen („…und er sah, da es gut war…“). Es braucht also Menschen die sie schützen und Gottes Auftrag verwirklichen.
Links sehen wir nun Menschen, die mit Gefäßen um einen übersprudelnden Brunnen versammelt sind („Leben in Fülle – für alle!“).
Der zweite Aspekt, den H. Fochler vom Hl. Oswald herausstellen möchte ist Hilfe zur Selbsthilfe:
Mit moderner Technik (Brunnenbau u. Windkraft) müßte es doch möglich sein, dass alle Menschen dieser Welt Anteil am Leben erhielten. Ein zutiefst christlicher Auftrag, an den uns der Kirchenpatron erinnern soll.

Weitere interessante und wichtige Information über den Heiligen Oswald, über unsere Klostergeschichte und über den Kirchenbau entnehmen Sie bitte dem Kirchenführer, der am Schriftenstand aufliegt.